Drückjagden auf Sauen

Tipps und Tricks zur Drückjagd auf Sauen

Das Krachen eines Astes lässt mich aufschrecken, wenige Sekunden später gefriert mir fast das Blut in den Adern als ich eine Rotte durch die Buchenrauscher direkt auf meinen Stand zuwechseln sehe. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Drückjagden auf Schwarzwild gehören für mich zu den absoluten Höhepunkten des Jagdjahres. Getriebenes Schwarzwild bei Tagslicht auf einer Bewegungsjagd vorzubekommen ist an jagdlichem Erleben kaum schlagbar, für mich zumindest nicht. Um auf Drückjagden erfolgreich zu sein bedarf es jahrelanger Erfahrung. Die Lernkurve lässt sich jedoch deutlich beschleunigen, wenn man von Anfang ein paar zielführende Hinweise erhält und für sich umsetzen kann. Daher habe ich ein paar Tipps für Drückjagden zusammen gefasst, die dabei helfen, die eigenen Chancen auf Jagderfolg zu steigern. Auf Drückjagden beobachte ich das Verhalten von anderen Jägern mit viel Aufmerksamkeit. Dabei fällt mir auf, dass sogar viele Jäger, die schon lange jagen, essentielle Dinge nicht beherzigen.

 

  • Absolute Ruhe beim Angehen und auf dem Stand. Mich überrascht immer wieder, wie Jäger die Autotüren zuschlagen und mit dem lautmöglichsten Geratsche ihr Gewehr laden. Im besten Falle brüllt man dem Mitjäger noch ein beherztes Waidmannsheil hinterher, wenn dieser sich auf seinen Stand zu bewegt. So ein Verhalten ist quasi Garant dafür, dass sich erfahrene Stücke, die in der Nähe liegen auf die Läufe machen und das Treiben frühzeitig verlassen. Wer also seinen eigenen Jagderfolg und den der gesamten Drückjagdtruppe nicht sinnlos aufs Spiel setzen möchte, tut gut daran, die Autotüren leise zuzudrücken, sich flüsternd mit dem Einweiser zu verständigen und möglichst lautlos seinen Stand zu beziehen.

 

  • Frühzeitig bereit sein. Die Präsenz von vielen Autos und Menschen in dem Drückjagdgebiet führt zwangsläufig dazu, dass vermehrte akustische Unruhe und vor allem Menschengeruch das Wild dazu bringen, sich frühzeitig in Bewegung zu setzen, noch bevor die ersten Hunde oder Treiber überhaupt im Wald unterwegs sind. Für uns Schützen bedeutet dies, dass es sofort spannend wird und bereits in den ersten Minuten auf dem Stand einiges an Wild vorbekommen können, vor allem Keiler und erfahrene Bachen mit ihren Rotten in Bewegung kommen und versuchen, möglichst schnell aus der Gefahrenzone zu entkommen. Klares, frostiges Wetter und fortgeschrittene Jahreszeiten, in denen das Wild bereits bejagt wurden, verstärken den Effekt der frühen Bewegung noch weiter. Es gilt also: sei sofort bereit und unterschätze niemals die ersten Minuten auf Deinem Stand.

Sauen auf freiem Feld- was für ein traumhafter Anblick. Und manchmal auch eine hervorragende Chance. Wenn man genau hinschaut, sieht man dass die Überläuferbache in der Mitte einen Frischling verdeckt, also unbedingt aufpassen, keine Paketschüsse zu verursachen.

Konzentration und Erwartungshaltung

  • Volle Konzentration während des gesamten Treibens. Diese Aufgabe ist für mich eine der härtesten. So ausweglos ein Drückjagdstand einem auch erscheinen und so wenig bisher passiert sein mag, man muss über das ganze Treiben konzentriert und aufmerksam bleiben. Hand aufs Herz: wie groß ist die Versuchung, nach 1-2 Stunden ohne Wildbewegung anzufangen, mit dem Handy rumzudaddeln oder das Gewehr in die Ecke zu stellen? Man muss der Illusion widerstehen, dass nichts mehr geht. Ruckzuck kann sich eine bisher ruhige Jagd innerhalb von wenigen Sekunden in die Situation Deines Lebens verändern. Da die meisten Jagden heute als großräumige Bewegungsjagden durchgeführt werden, ist es auch nicht entscheidend, wo sich die Treiber gerade befinden und ob man gerade Hunde hört und ob der Nachbarschütze gerade schießt oder nicht. Ist es scheinbar ruhig und keiner rechnet mehr mit Anlauf, verschläft der Nachbarschütze den alten Keiler, der sich klammheimlich nach Hinten aus dem Treiben stehen will, nämlich genauso wie man selber, wenn man nachlässig wird. Daher: sei immer konzentriert, von der allersten bis zur allerletzten Sekunde des Treibens.

 

  • Scheiß Stand! In manchen Fällen muss man der Versuchung widerstehen, den eigenen Stand als nicht erfolgversprechend abzutun. Ein Kollege von mir erzählte mir, wie er bei einer Jagd in Mecklenburg-Vorpommern unweit einer vielbefahrenen Straße abgesetzt wurde. Er versprach sich nicht viel von diesem Platz und wurde am Ende mit 5 Sauen, 3 Stücken Damwild und 2 Rehen Jagdkönig. Gerade Stände an Zwangswechseln wie Straßen oder Ortschaften können einem spontan das Gefühl vermitteln, irgendwo auf dem Abstellgleis positioniert zu sein und dabei Topstände sein. Fazit: gehe immer davon aus, einen guten Stand zu haben, egal wie er Dir auf den ersten Blick erscheinen mag.

 

Kein schlechter, aber ein schwieriger Stand. Auf schmalen Wegen kann der Jäger nicht gescheit mitschwingen. Besser man positioniert die Schützen im Bestand, wo sie ausreichend Raum zum Ansprechen und Mitschwingen haben.

Cool bleiben

  • Cool bleiben. Ein großer Fehler besteht darin, das Schwarzwild auf Drückjagden zu früh zu beschießen. Der Anfänger denkt sich, dass er seine Erfolgschancen vergrößert, wenn er frühstmöglich mit dem Schießen beginnt, weil man dann eine große Anzahl von Schüssen auf das Wild abgeben kann. Viel besser und sauberer jagt es sich, wenn man das Wild kommen lässt und erst dann beschießt, wenn die Aussichten auf einen Treffer aufgrund der geringen Entfernung und eines idealen Schusswinkels optimal sind. Dazu gehört, dass man sich im Vorfeld überlegt, wo man auftauchendes Wild ansprechen und schließlich beschießen wird. Man prägt sich die möglichen Schussbereiche wie Freistellen zwischen Bäumen etc. ein und beschießt dann die Sauen gezielt in den vorher festlegten Bereichen.

In meinen Augen ist auch sehr wichtig, ganz am Anfang die Entfernungen des einsehbaren Bereiches mit einem Entfernungsmesser (ein günstiges Modell genügt) auszumessen und für sich sichere Schussbereiche zu definieren und Bereiche, in die man aus Entfernungsgründen und Sicherheitsgründen auf gar keinen Fall schießen wird. So vermeidet man, dass man sich in dem Moment, wenn die Sauen kommen zu Weitschüssen oder Schüssen in Gefahrenbereiche hinreißen lässt.

Entfernungen und Schusswinkel

Große Rotte auf weite Entfernung. Ein toller Anblick, aber keine jagdlich nutzbare Situation. Gute Jäger kennen ihre Grenzen und schießen selten weiter als 60 Meter auf flüchtige Sauen.

  1. Entfernungen. Viele Jäger neigen dazu, zu weit zu schießen. Der Durchschnittsschütze hat genügend damit zu tun, Sauen sicher auf Entfernungen von bis 50 Meter sicher zu treffen. Eine diszipliniertes Einhalten von geringen Schussentfernungen auf flüchtige Sauen führt zu sauberen Treffern und einer hohen Strecke. Weitschüsse führen in den meisten Fällen zu Krank- und Fehlschüssen und schmälern die Chancen des Jägers sauber eine gute Strecke zu erzielen. Wenn ein Schütze mit 11 Schuss 2 Sauen erlegt, hat er nichts verstanden. Gelingt es jedoch einem Schützen mit 2 Schuss 2 Sauen sauber zu strecken, spricht dies eindeutig dafür, dass er a) sicher schießen und b) die jagdlichen Situationen und seine eigenen Fertigkeiten realistisch einschätzen kann. Gut sehen kann man dies in den Videos von Schwarzwildfieber. Obwohl alle teilnehmenden Schützen Ausnahmeschützen mit hervorragenden Schießfertigkeiten sind, schießt kaum jemand weiter als 60-70 Meter. Dies sollte einem zu Denken geben, zumal die Schießfertigkeiten des Standardjägers in den allermeisten Fällen deutlich niedriger anzusiedeln sind als die von Topschützen, die jedes Jahr eine sehr große Anzahl von Kugelschüssen auf Sauen abgeben.

 

  1. Schusswinkel. Der Schusswinkel muss passen. Breit flüchtende Sauen müssen unser Ziel sein. Halbspitz auf einen zu oder von einem wegwechselnde Sauen sind geradezu der Garant für schlechte Schüsse. Spitz von einem weg wechselnde Sauen lässt man laufen. Wenn die Sauen sich spitz auf einen zubewegen, müssen sie unweigerlich irgendwann vor einem abdrehen und uns quer kommen und genau darauf warten wir. Auch hier gilt die Regel: kommen lassen und erst dann schießen, wenn die Situation optimal ist.

Sicher umfasst das erfolgreiche Jagen auf Drückjagden weit mehr als nur diese Aspekte. Wer sie jedoch beachtet, hat schon mal einen soliden Baustein dafür, erfolgreich auf Sauen auf Bewegungsjagden zu waidwerken.

Der Sauen-Guide