Pirschjagd auf Sauen

Kirrungen funktionieren immer seltener

Erfolgreiche Saujagd- wieso die Kirrung nicht das Allheilmittel ist

Als ich vor knapp zwanzig Jahren in meinem Heimatrevier eine Schwarzwildstrecke von 13 Sauen im Jagdjahr erlegte, war dies noch ein recht außergewöhnliches Ergebnis. Die Sauen waren noch lange nicht so zahlreich wie heute und die Jagd erfolgte fast ausschließlich an der Kirrung. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich jedoch sehr viel verändert. Die Kirrung verliert immer mehr an Bedeutung und Jäger, die flexibel jagen erzielen in der Regel deutlich höhere Strecken. Ich möchte die Kirrung nicht verteufeln. Ich selbst erjage dort rund 20 % meiner Jahresstrecke an Sauen. Zu den meisten Zeiten des Jahres halte ich es mit den Kirrungen wie die Sauen: ich mache einen großen Bogen um sie. Vielfach ist man in meinen Augen zu „kirrungsaffin“ und fokussiert bei seinen jagdlichen Bemühungen zu stark auf die Kirrungsjagd. Es dreht sich in vielen Revieren nur noch darum, ob die Kirrungen angenommen sind oder nicht.

Nichts los im Revier?!

Ich erinnere noch gut eine Oktobernacht des vergangenen Jahres. Der Boden war recht trocken und unser Kirrmeister berichtete in unserer Whatsapp-Gruppe, dass an den Kirrungen nichts los sei. Am Nachmittag fing es an, schön warm zu nieseln und da wir 2/3 abnehmenden Mond hatten, beschloss ich gegen 22 Uhr ins Revier zu fahren. Auf den ersten Metern im Revier ziehe ich mich um und mache meine Jagdausrüstung jagdklar. Als ich mit meiner Wärmebildkamera Pulsar XQ50 (heute würde ich mir das Nachfolge-Modell, die Pulsar Helion XP50 kaufen) dabei einen schnellen Blick auf ein Wiesental werfe sehe ich wie sich zwei Rotten vereinen, kurz bevor sie in den benachbarten Wald verschwinden. Hier ist doch Bewegung!

Mein Weg geht tiefer ins Revier und ich falle fast aus allen Wolken als ich auf einem großen Rapsschlag eine wahre Schweinehochzeit ausmache. Auf dem 400 x 600 Meter großen Schlag stehen insgesamt 7 Rotten Sauen. Bachen, Überläufer, Frischlinge, alles gemischt. Ich zähle über 80 Sauen und später gelingt es mir, einen knackigen Überläuferkeiler aus einer Rotte zu erlegen. Fazit der Nacht: es waren –alleine in den Revierteilen, die ich bejagte- über 100 Sauen unterwegs. Vom Bild an den Kirrungen jedoch war unser Revier zu diesem Zeitpunkt völlig verwaist. Man merkt die starke Diskrepanz zwischen der gefühlten Anwesenheit der Sauen und der tatsächlichen. Wer sich vorrangig auf die Annahme von Kirrungen beschränkt, verliert am Ende die Sauen selber aus dem Blick. Jeder Jäger kann sehen, ob eine Kirrung von Sauen angenommen wurde oder nicht.

Die Feldpirsch gewinnt an Bedeutung

Die Sauen über den Verlauf des Jahres zu verstehen und sie dort abzupassen, wo sie wechseln und tatsächlich Nahrung aufnehmen, dass ist die hohe Kunst der Jagd. Diese Form zu jagen ist nicht nur deutlich anspruchsvoller und spannender, sondern auch deutlich erfolgreicher als die klassische Jagd an der Kirrung. Die Kirrungsjagd wird in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung verlieren, aus zwei Gründen: das Nahrungsangebot wird noch besser werden. Eichelmasten, Mais- Raps-, und Weizenanbau sorgen für einen reich gedeckten Tisch in der Zeit von Mai bis in den Spätwinter hinein. Der ausschlaggebende Punkt für die Abnahme der Sauenaktivität an der Kirrung ist jedoch die enorme Lernfähigkeit des Schwarzwildes. Während sich der Jäger über den Frischling freut, den er aus der Rotte an der Kirrung erlegt hat, haben alle beteiligten Sauen eine wichtige Lernerfahrung gemacht: hier lauert der Tod. Doch die Sauen wollen nicht sterben, sondern ein starker Überlebenswille ist intuitiv in jedem Tier verankert. Das Meiden von Kirrungen im Allgemeinen, das Meiden von Kirrungen zu bestimmten Uhrzeiten und bei gutem Licht ist die Reaktion an der Kirrung gemachte Lernerfahrungen. Aus diesem Grund kommen Keiler in den meisten Revieren erst nach 2 Uhr an die Kirrung, weil kaum ein Jäger länger als 1 Uhr sitzt (die Ausnahme bestätigt die Regel...) Und genau wegen der gesammelten Lernerfahrungen führen viele Bachen ihre Frischlinge erst gar nicht mehr an die Kirrung. Ganz anders verhält es sich beim mobilen Jagen auf Feldsauen: hier erlege ich die meisten Sauen querfeldein, wo sich überhaupt keine Hochsitze befinden. Dort gefunden und erlegt zu werden können die Sauen nicht ausrechnen, wie den Abschuss an der Kirrung. Stehen die Sauen im Gebräch geht man sie mit gutem Wind an. Wir haben bei uns im Revier zwei Stellen mit vielen Sauen, bei denen man beim Ansitz grundsätzlich leer ausgeht, weil die Sauen es absolut raus haben, sich bereits beim Anwechseln Wind zu holen. Wenn man diese Plätze jedoch unbesetzt lässt und die Sauen erst spät nachts angeht, wenn sie bereits draußen stehen, kann man in mancher Mondphase gleich mehrere Sauen dort erlegen.

Die Pirschjagd auf Sauen lässt nicht mit einem kurzen Text vollends erklären. Aber wenn ich Dich dazu gebracht habe, etwas von der Kirrungsjagd abzulassen und Dich für die mobile und flexible Pirsch auf Sauen im Feldrevier zu entdecken, dann bist Du sicher auf einem guten Weg.

 

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